Die Ergonomie thematisiert die menschengerechte Gestaltung des Arbeitssystems. Und vor allem die Verbesserung der Mensch-Maschine-Schnittstelle: Das Objekt (die Maschine) soll nicht nur effizient bei der Tätigkeit helfen, sondern auf ihren Nutzer (Subjekt) zugeschnitten und somit der Gesundheit zuträglich sein.

Diese Beschreibung ging zunächst von einem typischen Büroarbeitsplatz – sei es im Betrieb oder zu Hause – für Erwachsene aus.

Ihre Beschwerden und die Möglichkeiten des ergonomischen Einwirkens wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte thematisiert und in diesem Zuge ein öffentliches Thema.

Folge: Der Arbeitsplatz für Erwachsene lässt sich besser und individueller anpassen. Davon profitieren Gesundheit und Arbeitsleistung gleichermaßen – ein sinnvoller Synergie-Effekt.

Trotz des immer noch spürbaren Handlungsbedarfes konnte sich die Situation vieler Arbeitnehmer und Selbstständiger insgesamt nachhaltig verbessern.

Doch Ergonomie ist kein Thema dies Stillstands: Im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen tritt nach und nach die Erkenntnis in den Vordergrund, dass die Schulzeit und der Haushalt ein Zielgebiet ergonomischen Denkens bilden sollten.

Ein Begriff im Wandel – die Alltagsarbeit und ihre Anforderungen treten hinzu

Die modifizierte Auffassung davon, welche Lebensbereiche die Ergonomie tangiert, hängt mit der aktuell stattfinden Diskussion und Modifikation der praxisnahen Definition von Arbeit zusammen.

Arbeit beginnt demnach nicht „spät“ mit dem ersten Beruf oder dem ersten Gehalt. Sie startet in der Schulzeit, schon der Zeitaufwand ist absolut vergleichbar. Nicht wenige Schüler verbringen mehr als 40 Stunden die Woche mit Schule, Hausarbeiten und Lernen.

Der Unterschied zur Erwachsenenarbeit ist natürlich der institutionelle Lerncharakter, die Verantwortungsverteilung, das breit aufgestellte Themenfeld (Grundbildung) und die nicht vorhandene Bezahlung.

Aufwand, emotionaler Druck und zeitliches Investment sind hingegen immens, sodass Themen wie die körperliche Haltung beim Lernen, Stress oder das Gewicht der Lernmaterialien aus gesundheitlicher Sicht Relevanz aufweisen.

Auch die Hausarbeit bekam im Zuge emanzipatorischer Theorien ihren Wert zugesprochen. Kochen, Wäschewaschen, Saubermachen und Bügeln kosten nicht nur Zeit, die Tätigkeiten beanspruchen die physischen Ressourcen der Menschen – immer und immer wieder.

Der Zeitaufwand und die regelmäßige körperliche Belastung wurden lange unterschätzt, sodass die Anerkennung der häuslichen Arbeit in Überlegungen mündete, wie selbige durch bessere Produkte erleichtert werden könnte.

Aus diesen Überlegungen resultierten zum Beispiel ergonomische Bügelbretter.

Zwischenfazit: Der Begriff Arbeit wird mehrdimensional diskutiert, er bildet in diesem Zuge mehr Inhalte der postmodernen Gesellschaft ab und ebnet ergonomischen Verbesserungen den Weg. Die Optimierung betreffen nun auch den Haushalts- und Freizeitbereich.

Ergonomie für Kinder und Jugendliche

Dass Ergonomie für Kinder noch ein Nischenthema darstellt, liegt einerseits an der fehlenden Wertschätzung des schulischen Arbeitsaufwandes und der (noch) vergleichsweise geringen Anzahl an wissenschaftliche Publikationen zu diesem Thema.

Kinder und Jugendliche selbst kümmert das Thema Ergonomie zudem weniger. Wenig verwunderlich und auch verständlich, stehen im Zuge der Entwicklung oft andere Interessen im Vordergrund: Eltern aus allen Generationen kennen das vermutlich aus auftretenden Konflikten.

Hausaufgaben werden daheim nicht selten zusammengekauert erledigt oder man „fleezt“ sich in die Ecke. Junge Menschen fordern das Thema Ergonomie kaum ein, weil sie aufgrund des jungen Alters meist noch nicht von den Folgen schlechter Arbeitsumgebungen betroffen sind.

Dennoch besteht die perspektivisch sinnvolle Option, dass man junge Menschen vielleicht noch nicht für das Thema Ergonomie am Arbeitsplatz begeistern, wohl aber sensibilisieren kann.

Spätestens mit den schulischen Reifeprüfungen nimmt der Stellenwert einer durchdachten, geordneten und gesunden Lernumgebung deutlich zu. Wer diese erfolgreich nutzt, geht später im Beruf „wacher“ an die gesundheitliche Qualität des Arbeitsplatzes heran.

Prävention in jungen Jahren

  • Prävention beginnt somit früh mit der Thematisierung von Ergonomie. Die Einrichtung einer gesundheitlich optimierten Lernecke für Kinder & Jugendliche in ihrem Zimmer markiert einen ersten Schritt. Daher greifen einige Familien bereits zu mitwachsenden Schreibtischen für ihren Nachwuchs.
  • Jugendliche sind im Wachstum, ihre oft impliziten Ansprüche an einen Arbeitsplatz ändern sich daher in den Jahren deutlich. Aufmerksame Eltern achten bei den Rucksäcken für den Transport des Lernmaterials auf eine rückenschonende Verteilung des Gewichts.

Ergonomie im Alltag

Der Begriff Ergonomie etabliert sich mehr und mehr allgemeinen Sprachgebrauch. 10 % bis 24 % der Menschen in Deutschland leiden unter Nackenschmerzen, die sie sich überwiegend im Büro oder bei der Schul- und Hausarbeit zugezogen haben.

Fast alle Tätigkeiten des alltäglichen Lebens lassen sich heutzutage unter ergonomischen Kriterien betrachten: Beispiele sind etwa Bügeln, Kochen, das Wischen des Hausflurs, der Nebenerwerb am heimischen Bildschirm oder auch die Arbeit im Garten.

Selbst eine moderne Wäschespinne lässt sich heutzutage in der Höhe anpassen und mit wenig Kraft bedienen.

Körperliche Tätigkeiten in Haushalt und Garten, die regelmäßig anfallen, somit potenziell belastend, aber eben unverzichtbar sind, fordern Ergonomie im Alltag ein. Wenn ein Mensch daheim regelmäßig mit Maschinen oder Werkzeug in Berührung kommt, spielt deren Anpassung an die menschliche Physis eine bedeutsame Rolle, um unnötige Belastungen zu limitieren.

Haus- und Gartenarbeit im ergonomischen Fokus

Diese Alltagstätigkeiten sind dabei alles andere als neu. Sie markieren schon derart lange einen Teil des normalen Lebens, dass sie kaum mehr hinterfragt – und dadurch nur schleichend verbessert – worden sind.

Die Thematisierung des Alltags ist daher nicht defizitär zu deuten – Ergonomie im Haushalt bietet vor allem Chancen.

Ergonomie am Alltag - Hausarbeit

Ergonomie am Alltag – Beispiel: Unnötige Belastungen bei der Hausarbeit reduzieren

Älteren Menschen bei der Teilhabe am Leben helfen

Leben ältere Menschen in einem Haushalt, dann profitieren sie von den neuen Möglichkeiten, ihr Leben zu verbessern. Denn den typischen und ganz normalen Altersdefiziten kann teilweise durchaus sinnvoll begegnet werden.

Im Artikel über ergonomische Hilfsmittel für Senioren wird zum Beispiel dargestellt, wie altersgerechte Telefone und Tastaturen eine bessere Teilhabe am Leben ermöglichen.

Reife Menschen können mit geeigneten Geräten ihre Erfahrung und Bedürfnisse besser kommunizieren und sich gut über die Geschehnisse in der Welt informieren. Es gibt mit den neuen Lösungswegen keinen Grund, sie vom technischen Fortschritt auszuschließen.

Mehrdimensionaler Ergonomie-Begriff schließt den Alltag ein

Fazit: Ergonomie ist ein Themenfeld mit dynamischem Charakter, genauso wie der Begriff der Arbeit. War dieser lange Zeit für Erwachsene im „normalen“ Arbeitsleben reserviert, so tritt nun die Idee in den Vordergrund, dass Kinder und Jugendliche während der Schulzeit ebenfalls Arbeit leisten.

Den Haushalt schmeißt Mann oder Frau zudem nicht nebenbei: Haushaltsführung ist eine wichtige, sozial endlich anerkannte, aber auch aufwendige Tätigkeit, die sich ergonomisch betrachten lässt. Die Belastungen im Alltag abzufangen, entpuppt sich als zeitgemäßes Themenfeld, das den klassischen Bereich der Ergonomie am Arbeitsplatz sinnvoll erweitert.