Ergonomisches Wohnen: Erkenntnisse aus dem humanen Arbeitsumfeld für das eigene Heim nutzen

Auf den kleinsten Nenner gebracht, befasst sich die Ergonomie mit der Anpassung der Umgebung an die Bedürfnisse des Menschen. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf die menschengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes. Nun ist es natürlich sinnvoll, wenn ergonomische Ansätze ebenfalls in den eigenen vier Wänden berücksichtigt werden. Hierbei geht es um räumlich und zeitlich ideal angeordnete Möbel, Geräte und Apparate und deren optimierte Funktionen, damit der Mensch sie möglichst sinnvoll nutzen kann.

Ergonomisches Wohnen im Wandel

Das bisherige Hauptinteresse galt vor allem ergonomischen Sitzgelegenheiten wie Bürostühlen und Sesseln, um den chronisch bandscheibengeschädigten Menschen die Pein zu lindern. Aber wie sieht es in Zeiten der immer interessanter werdenden Smart Homes oder des Home-Office aus?

Zählt zu einem ergonomisch durchdachten Wohnumfeld nicht auch zum Beispiel ein den optimalen Lebensbedingungen angepasstes Raumklima bzw. eine das Wohlbefinden fördernde Luftfeuchtigkeit in Räumen?

Das ergonomisch angepasste Home-Office

Bedingt durch die Corona-Krise werden vor allem Büroarbeitsplätze ins eigene Heim verlegt. Wenn die Möglichkeit gegeben ist, ein separates Zimmer zu nutzen, können die Grundregeln für ergonomisches Arbeiten übernommen werden.

• Diese gehen von mindestens 10 m² Fläche pro Arbeitsplatz sowie einer ausreichenden Beleuchtung aus. Dabei ist die Schreibtischhöhe dem Nutzer anzupassen.
• Im Idealfall sorgt ein Steh-Sitz-Tisch für die notwendigen Positionswechsel, erlaubt stehenden und sitzende Tätigkeitsphasen.
• Ergonomische Bürostühle orientieren sich an der Physiologie der Nutzer, sie lassen ideal auf dessen Bedürfnisse einzustellen.
• Untersuchungen haben ergeben, dass eine Bildschirmgröße von mindestens 22 Zoll beruhigend auf die Augen wirkt.
• Aber auch das Ambiente unterliegt ergonomischen Regeln. Diese gelten im Übrigen auch für den Rest des Wohnumfeldes: So fördern Pflanzen und ein niedriger Lärmpegel das Wohlbefinden und verbessern die Arbeitsatmosphäre.
• Am wohlsten fühlt sich der Mensch bei 20 bis 22° Celsius. Auch die Luftfeuchtigkeit trägt entscheidend zu einer entspannten und konzentrierten Stimmung bei. Experten gehen dann von einer optimalen Luftfeuchte aus, wenn sie sich zwischen 40 und 60 % einpendelt. Diese Werte können mit einem Entfeuchtungsgerät im Keller oder einem Luftentfeuchter im Arbeitszimmer selbst kostengünstig erreicht werden.

Das ergonomische Smart Home

Noch bis vor einigen Jahren als futuristisch wahrgenommen, setzt das Smart Home in neuester Zeit wesentliche Akzente bei der Wahl der Wohnstatt. Immer mehr Menschen entscheiden sich für das bequeme Öffnen der Rollläden oder das zeitsparende Anschalten der Kaffeemaschine per Smartphone.

In manche Häuser werden Systeme zur automatischen Abstimmung der Lichtregulation eingebaut. TV und Audiokomponenten können ebenso von der Schaltfläche des Handys aus geregelt werden wie der automatische Rasenmäher und die Sprinkleranlage im Garten. Besonders bequem ist die Regulierung der Alarmanlage und der Heizung von externen Standorten aus wie dem Restaurant, dem Kino oder dem Theater.

Am fortschrittlichsten bezüglich der ergonomischen Anforderungen sind aber die Kücheneinrichtungen: Viele Anbieter berücksichtigen den demografischen Wandel und gehen von einem Heim mit generationenübergreifenden Bewohnern aus.

Traditionell ist die Küche der Ort, der die Mitglieder der Familie oder der Wohngemeinschaft zusammenführt. Sie ist der Mittelpunkt jedes Ambientes. Dort treffen Menschen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Größen zusammen, die natürlich divergierende Anforderungen an die Einrichtung stellen.

Deshalb haben Anbieter, die auf ergonomische Küchen spezialisiert sind, bewegliche Spülen, Herde und Kühlschränke entwickelt, welche auf diese Diversität reagieren. Einzelne, höhenverstellbare Module passen sich den unterschiedlichen Anforderungen an.

Weitere etablierte Komponenten in modernen Wohnungen

Abseits von Home-Office und Smart Home hielten in den vergangenen Jahren bereits einige ergonomische Ideen in fortschrittlichen Haushalten Einzug: Erkenntnisse aus dem humanen Arbeitsumfeld über rückenschonende Haltungen, die ideale Position der Wirbelsäule und verbesserten Nutzungskomfort schlugen sich im Alltag zahlreicher Menschen nieder.

• Wie am Arbeitsplatz stellen belastend-monotone Haltungen in falscher Position ein Hauptrisiko für zahlreiche Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems dar. Daher reduzieren beispielsweise ergonomische Bügelbretter durch ihre genauen Einstellungsmöglichkeiten unpassende Arbeitshöhen. Infolgedessen werden falsch eingenommene Positionen bei der fordernden Arbeit daheim vermieden.
• Die Wahl einer individuell passenden – an der bevorzugten Schlafposition orientierten – ergonomischen Matratze mit optimal stützenden Eigenschaften wurde detailliert diskutiert. Nicht nur von Experten und Medizinern, sondern ebenfalls in diversen Medien. Der Einfluss des Schlafes auf Regeneration, auf körperliche und psychische Gesundheit ist bedeutsam. Es liegt somit im ureigenen Interesse, diesen so förderlich wie möglich zu gestalten.

Auf den Nutzen kommt es an

Diverse ergonomische Komponenten, welche über die Anwendung von rückenschonenden Sesseln und Stühlen oder besonders gut in der Hand liegenden Messergriffen hinausgehen, finden im Wohnbereich durchaus ihre Anwendung.

Die wachsende Zahl von Immobilien auf Smart-Living-Niveau kann diese Entwicklung beschleunigen. In Hinblick auf Gebrauchstauglichkeit und Benutzerfreundlichkeit optimierte Möbel, Treppen, Einrichtungsgegenstände und elektronische Ausstattungen etablieren sich zunehmend. Dies gilt besonders – unter Berücksichtigung der voranschreitenden gesellschaftlichen Überalterung – für altersgerechten Assistenzsystemen.

Fazit: Ergonomischen Wohnungseinrichtungen dienen dem Wohlbefinden, der Erholung und der Partizipation unterschiedlicher Menschen. Ein modernes Heim mit einfach anpassbarer Einrichtung stellt sicher, dass alle Anwesenden diese ideal nutzen können. Ob jung oder alt, groß oder klein, fit und mit krankheitsbedingten Defiziten – das Konzept des ergonomischen Wohnens findet Lösungen für eine Vielzahl von Situationen.