Mental gesund zu sein, das bedeutet viel mehr als die bloße Arbeitsfähigkeit. Denn Arbeitnehmer haben in Zeiten der zunehmenden Leistungsgesellschaft mit größeren Belastungen umzugehen als zuvor. Sie müssen so produktiv wie möglich arbeiten und gleichzeitig für ihren Arbeitgeber bis zu einem gewissen Grad mobil und flexibel agieren. Dieses Leistungsdenken hat fatale Folgen: Viele Arbeitnehmer erklären die Arbeit zu ihrem uneingeschränkten Lebensmittelpunkt, ohne die eigene psychische und körperliche Gesundheit zu berücksichtigen. Nicht selten resultieren aus diesem Verhalten tiefgreifende psychosoziale Belastungen. Doch viele körperliche und psychische Gesundheitsrisiken sind mit den richtigen (präventiven) Maßnahmen beherrsch-, oder vermeidbar. Hierfür nehmen Gesetz und Politik auch die Arbeitgeber verstärkt in die Pflicht.

Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz – warum ist das so wichtig?

Viele Arbeitnehmer klagen zunehmend über psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz. Manchmal resultieren aus den belastenden Situationen weitreichende Folgen. Allein schon aus den folgenden Gründen sollten Arbeitgeber bestrebt sein, das körperliche und geistige Wohlbefinden der Mitarbeiter am Arbeitsplatz sicherzustellen:

  • In vielen Branchen kommt es immer wieder zu Arbeitsunfällen. Zwar ging die Anzahl der Arbeitsunfälle aufgrund der höheren Sicherheitsanforderungen in den letzten 20 Jahren merklich zurück. Dennoch ereigneten sich im Jahre 2017 den Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zufolge insgesamt 873.522 meldepflichtige Arbeitsunfälle von Erwerbstätigen. Insgesamt 414 dieser meldepflichtigen Arbeitsunfälle endeten für den Verunglückten tödlich. Solche Arbeitsunfälle bedeuten nicht nur unnötiges Leid für alle betroffenen Personen. Sie gehen gleichzeitig mit einem enormen wirtschaftlichen Schaden einher. Schlimmstenfalls entstehen für den Arbeitgeber hohe unternehmerische Verluste, verbunden dem zeitweisen oder vollständigen Verlust der Arbeitskraft.
  • Auch die seelischen Erkrankungen ziehen für beide Parteien weitreichende Folgen nach sich. Wie den Ausführungen des Bundesgesundheitsministeriums zu entnehmen ist, leiden rund 50 Millionen Menschen in der Europäischen Union unter seelischen Erkrankungen. Viele von ihnen tabuisieren oder verharmlosen ihre Krankheit. Dies stellt Arbeitgeber vor eine enorme Herausforderung. Immerhin geht die Hälfte aller Fehltage auf psychischen Stress zurück. Doch kann ein Unternehmen alle Arten von psychosozialen Stress feinfühlend und organisiert ebenso handhaben wie andere am Arbeitsplatz entstehenden Sicherheitsrisiken.

Wie ein Arbeitgeber den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gewährleisten kann

Die Devise für einen umfangreichen Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz bedeutet für Führungskräfte, eigenverantwortlich präventiv zu handeln. Das oberste Gebot besteht darin, ein gesundes betriebliches Klima zu fördern und stets informiert zu bleiben. Mithilfe spezieller von Poko angebotener Seminare lernen Betriebsräte von der Pike auf alle relevanten gesetzlichen und präventiven Gesundheitsschutz-Maßnahmen kennen. Die Themengebiete sind vielgestaltig und reichen von präventiven Möglichkeiten über die Gefährdungsbeurteilung und Optimierung der konkreten Gegebenheiten vor Ort bis hin zum korrekten Eingliederungsmanagement.

Bild: Schutz der Mitarbeiter durch Struktur  und Optimierung

An Bildschirmarbeitsplätzen sollte der vorgeschriebene Abstand zwischen Augen und Monitor eingehalten werden. Augenärzte empfehlen als Richtlinie etwa 50 bis 80 Zentimeter.

Wie Unternehmen das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter fördern oder wiederherstellen

Wie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz berichtet, hängen die meisten psychischen Beschwerden der Arbeitnehmer mit ungünstigen Bedingungen am Arbeitsplatz zusammen. Stressbedingte Krankheiten wie etwa ein Burnout treten dann auf, wenn die Mitarbeiter vermehrt besonders rasch und viel arbeiten müssen. Mit den ersten Anzeichen von Burnout gehen häufig ebenfalls depressive Gemütszustände einher. Für Unternehmen bietet ein übersichtlicher Präventionsleitfaden eine erste Hilfestellung.

Doch auch die Arbeitnehmer sollten sich in eigener Verantwortung mit den psychosozialen Risiken bei der Arbeit auseinandersetzen. Um den Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren und das psychische Wohlbefinden der Arbeiter zu erhöhen, gilt es, verschiedene Maßnahmen zu kombinieren. Ein Arbeitgeber sorgt mit diesen Strategien dafür, dass psychische Erkrankungen nicht entstehen oder erkannt und abgemildert werden.

  1. Bewusstsein steigern und Arbeitnehmer sensibilisieren
    Viele Mitarbeiter sind mit möglichen gesundheitlichen Risiken am Arbeitsplatz alles andere als vertraut. Ein Arbeitgeber ist insofern gefordert, weil er das allgemeine Bewusstsein für die Thematik schärfen muss. In kleinen Unternehmen sind offizielle Besprechungen oftmals unnötig. Vielmehr sollte ein Arbeitgeber entsprechende Richtlinien ausarbeiten und die Mitarbeiter aufrufen, sich aktiv mit dem Thema Stress auseinanderzusetzen. Indem er seine Arbeitskräfte sensibilisiert, bringt er gleichzeitig ein größeres Verständnis auf. Das gemeinsame Verständnis zu fördern sollte an oberster Stelle stehen, um psychosoziale Belastungen zukünftig zu vermeiden. Es sollte klar definiert sein, was das Wort „Stress“ bedeutet und mit welchem Symptome es einhergeht. Mitarbeiter sollten jederzeit ermutigt werden, arbeitsbedingte Probleme offen und transparent anzusprechen. Es kann lösungsorientiert wirken, mit allen Mitarbeitern gemeinsam eine betriebliche Richtlinie zu psychosozialem Stress auszuarbeiten – und schrittweise präventiv umzusetzen.
  2. Risiken am Arbeitsplatz kennen und einordnen
    Präventiv handeln kann nur derjenige, der die psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz kennt und beurteilt. Es gibt viele Faktoren am Arbeitsplatz, die Stress auslösen. Darunter befinden sich exzessive Anforderungen, unzureichendes Mitspracherecht oder ein schlechtes Verhältnis zum Vorgesetzten. Ebenfalls leiden viele Mitarbeiter unter Streitigkeiten mit Kollegen oder haben Angst, ihren Job zu verlieren. Für einen Arbeitgeber gilt es insbesondere, das Augenmerk auf diejenigen Mitarbeiter zu richten, die potentiell gefährdet sind. Mithilfe von Fehlzeiten oder dem vorhandenen Wissen über die private Situation eines Mitarbeiters lassen sich erste Schlussfolgerungen ziehen. Im Zweifelsfall hilft ein offenes und ehrliches Gespräch dabei, die Risikofaktoren zu erkennen und gegenzusteuern.
  3. Mögliche Stressfaktoren eliminieren oder reduzieren
    Ein Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet, die psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz zu minimieren. Er ist dafür verantwortlich, den Leistungsdruck auf ein erträgliches Maß herabzusetzen. Dazu gehört, realistische Zeitpläne aufzustellen und die Mitarbeiter zu unterstützen, ihre Aufgaben bestmöglich zu bewältigen. Weiterhin wirkt sich ein gewisser Handlungsspielraum der einzelnen Mitarbeiter positiv auf die Gesundheit aus. Ein Mitarbeiter, der seine Arbeit zu einem gewissen Maße freier planen und gestalten kann, arbeitet motivierter und produktiver. Eine weitere wichtige Säule bilden die präventiven Mittel gegen körperliche und psychische Gewalt am Arbeitsplatz. Kein Arbeitgeber – und nehmer sollte körperliche Angriffe, sexuelle Gewalt oder verbale Aggressionen am Arbeitsplatz dulden.

Weitere wichtige gesundheitsfördernde Maßnahmen

ARBEITSORTGESUNDHEITSFÖRDERUNG
Direkt am Arbeitsplatz Höhenverstellbare Bürostühle und ergonomische Schreibtische bereitstellen, Stehpulte einrichten, Ablageflächen schaffen, Kabelsalate vermeiden
In der Kaffeeküche und KantineKaffee, Tee und Wasser bereitstellen, ausgewogenes Frühstück anvisieren, gesunde Kantinenkost einführen, Ernährungskurse durchführen
Vor dem MonitorVorgeschriebenen Abstand einhalten, reflexionsfreien Bildschirm einrichten, ergonomische Computermaus verfügbar machen
In der MittagspauseAtemübungen und Powernap fördern, Fitnessübungen einführen, regelmäßig lüften
Im gesamten BetriebArbeitsinspektion, Erste-Hilfe-Personal, Gesundheitsüberwachung bei potentiell gesundheitsschädigenden Tätigkeiten, Überprüfen der Arbeitsmittel, Betrieb rauchfrei halten