Der Trend zum Home-Office ist im Digitalzeitalter ungebrochen. Die Corona-Pandemie hat dieser Entwicklung einen neuen Schub verliehen. Es ist eine durchaus attraktive Option, den eigenen Lebensunterhalt perspektivisch am heimischen Computer bestreiten können. Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern dieses Arbeitsmodell ebenfalls an. Entgegen des weit verbreiteten Vorurteils, dass Mitarbeiter im Home-Office weniger produktiv seien als auf ihrem regulären Arbeitsplatz, enthüllte eine Arbeitsstudie der Stanford-University im Jahre 2017, dass Mitarbeiter in den eigenen vier Wänden sogar eine um 13,5 % höhere Produktivität aufwiesen als ihre Kollegen im Betrieb.

Arbeitsmodell Home-Office: Vor- und Nachteile abwägen

Trotzdem verlangt das Home-Office eine radikale Umstellung aller Beteiligten, denn der Charakter dieses Arbeitsmodells ist speziell. Was sind die konkreten Vor- und Nachteile? Diesen Fragen geht der Artikel im Vergleich auf den Grund.

Folgende Vorteile im Home-Office werden in Diskussionsrunden immer wieder genannt:

Die Freiheit (+)

Die Freiheit ist ein hohes Gut, sie spiegelt die Würde des Menschen wider. Gerade in diesem Bereich zeigen sich die Vorteile des Home-Office, denn in puncto Organisation, Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit fallen die Unterschiede gravierend aus.

Man kann sich seine Arbeitszeit nach eigenen Bedürfnissen einteilen, bei Bedarf richtig ausschlafen. Während der Arbeit ist kein vorgesetzter Beobachter anwesend, das reduziert den (gefühlten) Druck. Ferner ist die Wahl der Kleidung dem eigenen Willen unterworfen. Es ist möglich, den eigenen Stil auszuleben, denn ein Dresscode existiert im Home-Office – vielleicht abgesehen von offiziellen Video-Konferenzen – nicht.

Zeitlicher Zugewinn (+)

Im Home-Office spart man einige Zeit, weil Heimweg und Rückweg entfallen. Besonders jene Menschen, welche bisher lange Wege in Anspruch nehmen mussten, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, nehmen diesen offenkundigen Vorteil wahr. Die Gruppe der Berufstätigen mit langer Anfahrt ist groß, die durchschnittliche Entfernung der Deutschen zu ihrem Arbeitsplatz erhöhte sich bis zur letzten Erhebung im Jahre 2016 auf durchschnittlich 16,91 Kilometer.

Viele Arbeitnehmer waren am Tag teilweise deutlich mehr als eine Stunde unterwegs. Diese Einsparung durch das Home-Office heißt auch: kein Stress mehr im dichten Verkehr, kein Stau und auch kein Ärgern über zu spät kommende Züge, unliebsame Fahrgäste, schlecht gelaunte Busfahrer und vieles mehr.

Arbeiten nach Biorhythmus (+)

Jeder Vollzeitbeschäftigte in einem Büro weiß, dass der Mensch seinen eigenen Biorhythmus besitzt und dass seine Leistungsfähigkeit stark schwankt. Im Büro wird darauf keine Rücksicht genommen: Jeder hat sein Achtstundenpensum zu bewältigen – unabhängig davon, wie man sich fühlt.

Dabei kommen fast alle Mitarbeiter irgendwann an ihren toten Punkt und müssen mit unterschiedlichen Bewältigungsstrategien diese Herausforderung meistern. Im Home-Office überwinden einige Menschen hingegen diese Misere: Sie arbeiten in Abstimmung mit ihrem individuellen Biorhythmus, erledigen anspruchsvollen Aufgaben dann, wenn sie sich fit, konzentriert und vital fühlen. Dieser Vorteil könnte der Hauptgrund dafür sein, dass Beschäftigte im Home-Office doch die produktiveren Arbeitskräfte sind.

Das Arbeiten von zu Hause kann allerdings auch Nachteile mit sich bringen, die als Herausforderungen nach einer Lösungsstrategie verlangen:

Selbstorganisation und Selbstmotivation (−)

Der gesunkene Druck ist ein Segen, aber auch eine Herausforderung, denn um im Home-Office produktiv, kreativ und leistungsfähig zu agieren, benötigt man Fähigkeiten zur Selbstorganisation, zur Eigenmotivation und den Skill, Aufgaben sinnvoll zu strukturieren.

Es gilt zudem, seinen heimischen Arbeitsplatz selbst einzurichten, das ideale Setting zu finden. Wer an Qualität und Ergonomie spart, arbeitet möglicherweise in einer schlechten Körperhaltung, die ein geringeres Wohlbefinden und Beschwerden mit sich bringt.

Doch nicht nur der Körper ist gefährdet: Arbeit und Freizeit verschmelzen bisweilen miteinander. Viele Heimarbeiter müssen den gesamten Tag mit zahlreichen Ablenkungen umgehen, das kann Stress provozieren. Insbesondere Mütter und Väter wissen davon ein Lied zu singen.

Weniger Freizeit (−)

Weniger Freizeit und Home-Office klingt paradox, denn viele Menschen verbinden mit dem heimischen Arbeitsplatz einen Mehrgewinn an Freizeit. Tatsächlich sind die Arbeitstage durch das selbstbestimmte Arbeiten sehr viel gestreckter als im Betrieb. Unter dem Strich bleibt von dem Zeitpunkt an, an welchem man sich für den Feierabend entscheidet, kaum noch etwas vom Tag übrig. Dieses Phänomen markiert eine potenzielle Frustquelle.

Soziale Isolation (−)

Menschen können sich gegenseitig die Hölle bereiten, aber soziale Bedürfnisse sind nicht zu unterschätzen. So vermissen viele, die von zu Hause aus arbeiten, mitunter den geselligen Plausch an der Kaffeemaschine und ihre Kollegen im Betrieb. Daheim ist man hingegen Einzelkämpfer und arbeitet für sich alleine. Auch das liegt nicht jedem, denn die meisten Menschen benötigen den sozialen Austausch für Wohlbefinden und Anregung. Positive Kommunikation, das bedeutet auch Lebensqualität.

Fazit

Für die Antwort auf die Frage, ob bei der Arbeit im Home-Office Vorteile oder Nachteile überwiegen, spielt zunächst der jeweilige Arbeitsinhalt und die konkrete Ausgestaltung des heimischen Arbeitsplatzes eine Rolle. Darüber hinausgehend gilt es, die Stärken und Schwächen des boomenden Settings in der Zukunft ehrlich abzuwägen. Die Entscheidung basiert darauf, ob der subjektive Nutzen der Heimarbeit den bekannten Defiziten überlegen ist, ob Lösungsstrategien für mögliche Probleme bereitstehen. So unterschiedlich die Menschen und ihre Präferenzen, so vielfältig die Reaktionen auf die professionelle Arbeit im Office daheim.