Besonders Menschen, die viel mit modernen Informationstechnologien zu tun haben, kennen das Problem: Sie sitzen lange am Rechner und schauen oftmals starr Richtung Bildschirm. Irgendwann meldet sich ihr Rücken – oder eben die Nackenpartie.
Schmerzen in Rücken und Nacken sind wahrlich keine Seltenheit und weit verbreitet: Jeder zweite Erwachsene berichtet mindestens einmal im Leben über derartigen Schmerz durch Verspannungen im Halsbereich.
Der Artikel Nackenschmerzen am Arbeitsplatz geht den Bedingungen auf den Grund und informiert über Hilfen. Denn nur wer ohne Schmerzen tätig ist, überzeugt inhaltlich und besitzt eine langfristige Perspektive in Job und Beruf.
Wahrnehmung von Nackenschmerzen im Beruf
Nun gilt es, Ursachen abzuklären: Taucht das Problem nur bei der Arbeit auf oder hat es anderen Gründe? Sind die Arbeitsbedingungen anteilig verantwortlich, dann existieren nützliche Hilfen, um die Verspannungen wieder loszuwerden.
Das Thema weist nicht nur eine gravierende Bedeutung auf individueller Ebene in Hinblick auf Gesundheit und Lebensqualität auf. Auch Arbeitgeber besitzen ein vitales Interesse, den Arbeitsplatz möglichst schonend zu gestalten, denn eine gesunde und den Nacken schonende Umgebung spart auf lange Sicht Krankheitstage.
Effizienzüberlegungen und der Respekt vor einem Individuum ergänzen sich durchaus, sie müssen sich in der nüchternen Arbeitswelt nicht diametral gegenüber stehen.
Ursachen für Nackenprobleme abklären
- Viele Ursachen für Schmerzen und chronische Verspannungen im Nacken sind bekannt: Zugluft, schlechter Schlaf auf ungeeigneten Matratzen, der allgegenwärtige Bewegungsmangel, zunehmender Stress oder eine nicht entdecke Erkrankung können sich im Nackenleiden manifestieren.
- Als möglicher Grund kommen ebenfalls altersbedingte Abnutzungserscheinungen infrage, der sogenannte Verschleiß. Die Beweglichkeit der Halswirbelsäule belastet die umgebende Muskulatur recht stark, sodass sich die Wirbelkörper im Laufe der Zeit abnutzen. Dieser Prozess begünstigt wiederum Schmerzen, weil die umliegenden Nerven gereizt werden.
Wann sollte man mit Nackenschmerzen zum Arzt gehen?
Das Auftreten von Symptomen ist allerdings kein Grund für Panik, denn meist sind die Ursachen eher harmlos. Dennoch sollte man einen Arzt konsultieren, weil die anfangs nur lästigen Schmerzen schlichtweg behandelt gehören und eine Diagnose das Gegenwirken erleichtert.
Zudem gilt es, im eigenen Interesse ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Professionelle Hilfe ist unter folgenden Bedingungen indiziert:
- Wenn die Schmerzen längere Zeit anhalten
- Wenn sie einem Unfall folgen
- Wenn Taubheitsgefühle in der Schulter- und Nackenregion hinzutreten
Werden Nackensymptome hingegen ignoriert und treten zunehmend auf, dann können sie zu Nervenveränderungen führen und dabei eine Art Schmerzgedächtnis hervorrufen.
Typen: akut – subakut – chronisch
Probleme im Nackenbereich können in unregelmäßigen Abständen wiederholt auftreten. Ihre Dauer entscheidet darüber, wie sie medizinisch eingeordnet werden:
- Akute Nackenschmerzen halten bis zu 3 Wochen an.
- Subakute Nackenschmerzen dauern zwischen 4 und 12 Wochen.
- Von chronischen Nackenproblemen spricht man, wenn die Schmerzen länger als 3 Monate anhalten, sie werden als wiederkehrend – rezidivierend – beschrieben.
In diesem Zusammenhang existieren einige Synonyme und verwandte Begriffe: So sprechen Ärzte und Mediziner oftmals vom HWS-Syndrom (Halswirbelsäulensyndrom) oder Zervikalsyndrom. Zweitgenanntes Wort fasst alle Beschwerden zusammen, welche vom Bereich der Halswirbelsäule ausgehen.
Hauptgrund Haltungsprobleme
- Meist entstehen die Schmerzen im Nacken hingegen durch einseitige Belastung infolge schwerer körperlicher Arbeit oder durch Bewegungsmangel in Jobs, welche durch monotone Schreibtischarbeit gekennzeichnet sind.
- Was passiert genau? Die genannten Tätigkeiten überlasteten die Muskeln im Rücken-, Nacken- und Schulterbereich, weil die Haltung, in welcher die betroffenen Menschen ihre Tätigkeit absolvieren, extrem invariant ist. Sie sitzen zu lange Zeit unbeweglich vor dem Monitor, welchen sie zudem fast immer im (starren) Blick haben. Abwechslung und Bewegungsvielfalt kommen dabei deutlich zu kurz, es ist unnatürliches Verhalten, das in hartnäckigen Verspannungen mündet.
- Über einen längeren Zeitraum verkürzen und verhärten sich die überforderten und gleichzeitig unbewegten Muskeln. Sie reagieren auf Druck nun mit zunehmenden Beschwerden. Gleichzeitig werden betroffene Individuen sensibler gegenüber weiteren Stressoren; hier sind exemplarisch private Konflikte zu nennen.
- Es droht ein Teufelskreis: Schmerzen können Fehlhaltungen nach sich ziehen und genau diese bewirken und chronifizieren den Schmerz. Zudem werden manche Patienten unter dauerhaften Beschwerden ängstlich und depressiv. Sie geraten unter psychischen Druck, welcher wiederum weitere Verkrampfungen provoziert.
- Oftmals ist es selbst für Mediziner schwierig festzustellen, womit alles begonnen hat, weil die Risikofaktoren sich wechselseitig bedingen beziehungsweise „aufschaukeln“. Hier gilt es, rechtzeitig zu intervenieren.
Verletzungen der Halswirbelsäule
Möglich sind Nackenbeschwerden ferner als Reaktionen auf erlebte Traumata, wie etwa einen Autounfall. Meist fällt die Prognose günstig aus, weil das unkomplizierte Schleudertrauma (Dezelerationstrauma oder Distorsion) zwar anfangs Schmerzen hervorruft, sich aber gut behandeln lässt.
Beeinträchtigungen durch Schäden an der Halswirbelsäule durch Abnutzung oder Missgeschicke (etwa einen Wirbelbruch durch extremes Überheben beim Umzug) zeigen sich ebenfalls nicht selten in Form der Nackenschmerzen. Sie müssen vom Facharzt abgeklärt werden.
Seltene Gründe im Kurzüberblick
Diese können einerseits auf eine bisher unentdeckte Grunderkrankung hindeuten, andererseits aber durch den unangenehmen Nackenschmerz evoziert werden, da dieser oftmals „ausstrahlt“.
Daher folgt normalerweise eine gründliche körperliche Untersuchung, in welcher die Muskelfunktionen und die Beweglichkeit der Halswirbelsäule sowie der Schultergelenke unter die Lupe genommen werden. Zudem prüft das medizinische Fachpersonal, ob einige Nerven eventuell eingeklemmt sind.
Mittels Blutuntersuchung, Magnetresonanztomographie (MRT), Röntgenuntersuchung, Computertomographie (CT) und weiteren Verfahren wird ein vorhandener Verdacht anschließend verifiziert oder falsifiziert.
Übersicht:
- Fehlstellung der Wirbelsäule (Skoliose) oder Verlagerung der Bandscheiben.
- Infektionskrankheiten (z.B. Salmonellen-Infektion, Listeriose).
- Gehirnhautentzündung (Meningitis).
- Osteoporose.
- Entzündung der Wirbelkörper (Spondylitis).
- Rheumatische Erkrankungen (rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew).
- Neurologische Erkrankungen.
- Krankheiten innerer Organe: Herzkranzgefäßerkrankung, Erkrankungen der Hauptschlagader des Körpers (Aorta), der Speiseröhre, der Lungen.
- Gefäßerkrankungen (z.B. Durchblutungsstörungen, Aortenaneurysma).
- Tumoren und Geschwulste (z.B. Knochentumoren, Lymphome).
- Fokale zervikale Dystonien – seltene Bewegungsstörung, welche durch unwillkürliche Kopfbewegungen mit ungewöhnlich langen Muskelkontraktionen gekennzeichnet ist.
- Fibromyalgiesyndrom – die chronische Schmerzkrankheit.
- Gehirnblutung, dieser Punkt markiert einen akuten Notfall.
Nackenschmerzen – was tun?
Nach dem Erkennen der Ursachen ist es bedeutsam, die jeweiligen Bedingungen und das eigene Verhalten zu modifizieren. Ziel ist immer, die Schmerzen zu reduzieren oder am besten ganz verschwinden zu lassen. Es bieten sich viele Möglichkeiten, was die Geplagten ändern und verbessern können, wenn sie nicht von den eben gelisteten seltenen Erkrankungen betroffen sind.
Am Bildschirmarbeitsplatz lassen sich Nackenschmerzen und -verspannungen grundsätzlich durch die richtige Positionierung eines ergonomischen Monitors vermeiden bzw. angehen.
Die optimierte Anordnung von Arbeitsmitteln schont dabei nicht nur den Nacken – auch Rücken, Augen und Schultern werden entlastet.
Tipps gegen Nackenverspannung
Viele Tipps stammen aus dem Dreieck Bewegung – Entspannung – richtiges Sitzen. Wer diese drei Eckpunkte im Auge hat, begegnet möglichen Problemen auf den wichtigsten Ebenen.
- Den Bildschirm optimal platzieren: Der Abstand zwischen Augen und Bildschirm sollte mindesten 50 cm betragen, je größer der Monitor, umso entfernter kann der Nutzer sitzen. Dabei befindet sich der obere Monitorkante leicht unterhalb der Augen, die erste Bildschirmzeile liegt somit etwas unter einem geraden Blick (siehe obige Grafik). Zwischen Bildschirmunterkante und Tischoberfläche sollte der Abstand möglichst dabei gering ausfallen. Die nun eingenommene Position schont die Halsmuskulatur am meiste, sie beugt dem krampfhaften starren Blick auf den Bildschirm vor.
- Wechseln Sie ihre Haltung oftmals, um den Hals- und Nackenbereich nicht einseitig zu belasten, Pausen zur Entspannung helfen ebenfalls weiter und werden oft vergessen.
- Die Verbesserung des Sitzverhaltens mit dem sogenannten Dynamischen Sitzen kommt dem gesamten Körper entgegen. Dennoch ist ratsam, eine gute Ausgangshaltung zu kennen, zu der man „zurückkehren“ kann: Arme und Beine befinden sich bei dieser mindestens im rechten Winkel und Füße stehen vollständig auf dem Boden.
- Wenn es möglich ist, sollte man aufstehen und sich bewegen – dies ist zum Beispiel bei Telefonaten möglich. Wer häufig telefoniert, sollte über ein Headset nachdenken und keinesfalls den Hörer zwischen Kopf und Schulter einklemmen.
- Leichte Dehnübungen lindern Rücken- und Nackenschmerzen, viele Bewegungsübungen weisen zudem einen präventiven Charakter auf. Je nach individueller Orientierung profitieren einige Menschen auch von Yoga-Übungen.
- Sitzt man im Bürostuhl, dann sollte dieser richtig genutzt werden: Idealerweise stützt die Sitzfläche zu zwei Dritteln die Oberschenkel. Die Rückenlehne wirkt einer ungesunden Krümmung der Wirbelsäule im oberen Bereich entgegen und sollte genutzt werden. Viele ergonomische Bürostühle bieten eine einstellbare Nackenstütze, welche sich bei aufkommenden Problemen in der Halsregion positiv auswirkt.
- Der Qualität des Arbeitsplatzes ist ein Aspekt, der Quantität der Arbeitszeit ein anderer: Wer trotz einer Verbesserung des Bildschirmarbeitsplatzes weiter über Probleme klagt, sollte im eigenen Interesse über eine Reduzierung der Arbeitszeit nachdenken. Der zeitliche Umfang der Nackenbelastung sollte nicht unterschätzt werden, weniger Arbeiten markiert daher eine Lösung.
- Kurzfristig können Medikamente (bitte immer die Packungsbeilage lesen) helfen, verkrampfte Hals- und Nackenmuskeln wieder zu lockern. Deren Einnahme sollte allerdings kein Dauerzustand sein und keinesfalls von den möglicherweise ungünstigen Arbeitsbedingungen ablenken.
- Das Ruhigstellen der Muskulatur wird in den meisten Fällen nicht als hilfreich erachtet: Sowohl Bettruhe als auch eine Halskrause schwächen die Halsmuskeln und wirken sich kontraproduktiv aus.
- Werden Sie aktiv: Ob Spaziergänge, Walking, Schwimmen oder Jogging – sinnvolle Bewegung fördert die Beweglichkeit. Dadurch lassen die Schmerzen im Nacken zügiger nach. Sportliche Aktivitäten wie abgestimmtes und gleichmäßiges Krafttraining stärken zudem die Muskulatur, sie wirken präventiv. Als ungünstig gelten hingegen Sportarten, welche durch eine Haltungsmonotonie gekennzeichnet sind. Beispiel: Fahrradfahren.
- Hinweis: Bei einer vorhandenen Nackenverspannung sollten Überkopfarbeiten eine Zeit lang vermieden werden.
Video: Hilfreiche Übungen bei Nackenverspannungen & Rückenschmerzen
Im folgenden Video wird von einem Physiotherapeuten erklärt, welche Übungen anteilig dabei helfen, zu regenerieren und Problemen im Halswirbelbereich zu begegnen.
Multidimensionale Hilfen bei Schmerzen im Nacken
Fazit: Wer die jeweiligen Gründe für Nackenschmerzen und -verspannungen im Beruf erkennt, ist in der Lage, Hilfen umzusetzen und schonender zu arbeiten. Bei den Hilfen sind Modifikationen des Arbeitsplatzes ebenso relevant wie die Änderung von Verhalten und Gewohnheiten. Mehr Bewegung unterstützt ebenfalls bei der Prävention und Regeneration. Mit einem entspannten Nacken rückt der Fokus wieder mehr auf die Arbeitsinhalte – Effizienz und Zufriedenheit kehren zurück. Und die Perspektive, langfristig im Job verbleiben zu können.
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