Im Zuge der sogenannten Arbeitsverdichtung und zunehmenden Anforderungen geraten Pausen nicht selten ins Hintertreffen. Pause machen, das wirkt in diesem Kontext fast wie ein Luxus, der hinter den realen Gegebenheiten des Arbeitslebens seinen Platz hat.
Ob als Arbeitnehmer mit Leistungsruck im Betrieb oder als Selbstständiger mit deutlich mehr Aufgaben als Zeit, der Verzicht oder das Beschneiden der notwendigen Pausenerholung wirkt sich bei häufigem Auftreten negativ aus. Nicht nur als psychischer Stress für die Person, sondern zudem als negativer Faktor in Bezug auf die Leistungsfähigkeit im Job.
Denn die Arbeitspause markiert nicht nur freie Zeit, sie stellt sicher, dass man seine Ressourcen wieder aufladen kann, um dann die anstehende Arbeit erholt, konzentriert und effizient angehen zu können.
In diesem Zusammenhang geht einerseits um die körperliche Regeneration und um Basics wie Essen und Trinken. Weitere mentale und psychische Aspekte – etwa „den Kopf freibekommen“ oder „nötigen Abstand gewinnen“ – spielen eine nicht minder entscheidende Rolle.
Das Verhalten am Arbeitsplatz ist Teil des umfassenden Komplexes „Gesundheit und Ergonomie“.
Warum sollte man Arbeitspausen einlegen?
Generell gilt, dass sich die wenigsten Menschen länger als 90 Minuten auf eine Sache konzentrieren können. Wer sich an die Schule erinnert, kennt den erlösenden Gong nach 45 Minuten – sowie die längeren Pausen nach jeweils zwei Schulstunden). Vielleicht wird erst jetzt klar, dass diese Zeiten nicht zufällig gewählt waren.
Manchmal geht die systematische Erholung durch Arbeitspausen später in der Arbeitswelt verloren. Sicherlich schafft man es mit Disziplin, länger am Stück zu werkeln. Doch die Effizienz und die Qualität sinkt nachhaltig, oft kosten die Nachbesserungen viel Zeit und Nerven.
Laut der hiesigen Gesetzgebung sind regelmäßig Pausen obligatorisch, sie bilden einen Teil des professionellen Arbeitssettings. Dass diese Regelungen in der heutigen und bisweilen hektischen Arbeitsrealität oft untergraben werden, das steht außer Frage.
Zu bedenken sind stets psychische als auch physische Nachwirkungen, wenn die Arbeitspause kontinuierlich zu kurz kommt.
Mögliche Folgen von zu wenig Arbeitsunterbrechungen mit Erholungscharakter:
- Leistungsabfall
- Gereiztheit
- Frust und Hoffnungslosigkeit
- Übermüdung und Verspannung
- Überforderung (Burnout-Gefahr)
- Risiko, zu erkranken
- Ausfall auf der Arbeit
Oft wissen die Btroffenen sie gar nicht, was eigentlich passiert, weil die fehlende Pausenzeit nicht wirklich auffällt oder sofort spürbare Folgen hat.
Die Arbeitspause richtig machen – der Nutzen der Freizeit
Wenn man Pausen richtig macht, steigt die Produktivität in den folgenden Arbeitsphasen – doch was heißt in diesem Kontext „richtig“?
Wer etwa viel im Web tätig ist, der tut sich keinen Gefallen, in seiner Pausenfreizeit Mails zu checken oder in sozialen Netzwerken zu interagieren. Nicht, weil dies etwa schlecht wäre, sondern weil die Pausensituation jener der Arbeit einfach zu ähnlich. Ablenkung kommt so nicht zustande: Das Ziel eines gesunden Gleichgewichts zwischen Be- und Entlastung wird nicht erlangt.
Pausen und ihr Nutzen lassen sich nach psychologischen und physiologischen Schwerpunkten beschreiben:
- Mentale Aspekte: Dem Gehirn neue Reize bieten, den Ort wechseln & mit Kollegen plaudern, das ist eine Option. Oder sich zurückziehen und entspannt auf einer Bank abschalten. Alles dies hilft dabei, den Kopf freizubekommen und eine wohltuende Zeit nicht an die Tätigkeit erinnert zu werden. Dieses Abschalten unterstützt beim Aufladen der Energie. Fast jeder kennt das: Sitzt man zu lange vor einem längeren Text, kommt irgendwann eine Fehlerblindheit auf, weil man „zu dicht dran ist“. Kehrt der Texter nach einer Pause entspannt zurück, fallen selbigem meist schnell viele Details auf, die vorher nicht mehr erkennbar waren. Es gibt, analog zur körperlichen Fehlhaltung am Arbeitsplatz, eine Art mentale Starre, die mit Freizeit überwunden werden kann. Das Gehirn honoriert es, wenn es mit anderen Themen abgelenkt und angeregt wird. Dieser Prozess markiert eine Facette der sogenannten Psychohygiene.
- Körperliche Aspekte: Ob Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Entspannungsübungen oder anregender Bürosport, eine Pause dient ebenfalls dazu, um Grundbedürfnisse zu stillen und den Körper mit Aktivität in Schwung zu bringen. Menschen wollen bewegt werden, sind nicht dazu geschaffen, zu monoton zu agieren. Hilfreich kann zum Beispiel Treppensteigen mit einem anschließenden Spaziergang an der frischen Luft sein. Besonders bei sitzenden Tätigkeiten schaltet der Körper irgendwann ab – Bewegung ist nicht nur hilfreich, sondern nötig, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Die verbesserte Durchblutung und Sauerstoffzufuhr bewirkt in diesem Zuge eine gesteigerte Leistungsfähigkeit und natürlich ein positives Körpergefühl.
Viele kleine Pausen optimal
Regelmäßige kleine Pausen nutzen mehr als ein einziger, womöglich sehr langer Freizeitabschnitt. Es gilt, seinen individuellen Wert zu finden, um eine Pause zu absolvieren.
Natürlich besitzt nicht jeder die Möglichkeit, dies eigenständig zu bestimmen. Wer die Option hingegen hat, sollte regelmäßige Pausenzeiten zumindest testen und ehrlich prüfen, ob ein positiver Effekt spürbar ist.
Verhalten und Gewohnheiten ändern
Wer beginnt, auf seine Pause(n) zu achten und diese einzufordern, modifiziert das Verhalten. Wie bei den meisten Verhaltensänderungen fällt der Beginn oft schwer, es erfordert Willen und Kraft, aus alten Abläufen auszubrechen.
Manchmal reagieren die Kollegen verwundert oder mit Unverständnis, denn das Pochen auf die Pausenzeit ist ihnen fremd geworden. Es wird von einigen Chefs und Schichtleitern mehrheitlich nicht vorgelebt und im negativsten Fall sogar mit Spott belegt („Also hier läuft das alles anders …“).
Der Faktor des sozialen Drucks ist immer zu bedenken. Man ist gut beraten, sich bei einer Änderung des eigenen Verhaltens auf einen gewissen Widerstand einzustellen.
Anreiz: Die verbesserte Leistung stellt immer ein gutes Argument gegenüber dem Arbeitgeber und höher gestellte Mitarbeiter dar, um sie von alternativen Pausengewohnheiten zu überzeugen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Pausen am Arbeitsplatz
Muss man seine Pause am Arbeitsplatz verbringen?
Nein, Pausen sind keine Arbeitszeit, es erfolgt keine Bezahlung. Man kann seinen Aufenthaltsort frei wählen, der Chef ist nicht berechtigt vorzuschreiben, wie und wo die Unterbrechung der Arbeit zu gestalten ist.
Info: BAG, Urteil vom 13. 10. 2009 – 9 AZR 139/08
Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts sind Ruhepausen iSd. Arbeitszeitrechts Unterbrechungen der Arbeitszeit von bestimmter Dauer, die der Erholung dienen. Es muss sich um im Voraus festliegende Unterbrechungen der Arbeitszeit handeln, in denen der Arbeitnehmer weder Arbeit zu leisten noch sich dafür bereitzuhalten hat. Er muss frei darüber entscheiden können, wo und wie er diese Zeit verbringen will. Entscheidendes Merkmal der Ruhepause ist, dass der Arbeitnehmer von jeder Arbeitsverpflichtung und auch von jeder Verpflichtung, sich zur Arbeit bereitzuhalten, freigestellt ist.
(BAG 17. Juli 2008 – 6 AZR 602/07 – Rn. 22, AP BMT-G-O § 4 Nr. 1; 29. Oktober 2002 – 1 AZR 603/01 – zu I 3 b aa der Gründe mwN, BAGE 103, 197)
Wie lange Pausen stehen Mitarbeiten zu?
Bei einem Arbeitstag mit einer Dauer von sechs bis neun Stunden haben die Beschäftigten einen Anspruch auf mindestens 30 Minuten Pause.
Fällt die Arbeitszeit länger als 9 Stunden aus, dann sind es 45 Minuten.
Wann ist die Arbeitspause zu nehmen?
Die Pause muss spätestens nach sechs Stunden erfolgen, kann also nicht beliebig nach „hinten“ gelegt werden.
Der Arbeitgeber kann allerdings den Zeitpunkt der Arbeitspause bestimmen, wenn er sich an die oben beschriebenen Grundregeln der hiesigen Rechtsprechung hält.
Info: Meist ist der Pausenanspruch in der Betriebsvereinbarung geregelt.
Pausen bei der Arbeit – wann sind Ausnahmen sinnvoll?
Ausnahmen ergeben nur in besonderen Situationen Sinn, das kann gar nicht deutlich genug betont werden. Bei Deadlines oder einem Arbeitsschritt, der immer wieder eine immense Einarbeitung erfordert, ist das Abschließen von Teilaufgaben – und das damit zusammenhängende Verschieben der Pause – tatsächlich sinnvoll.
Es erfordert allerdings explizite Aufmerksamkeit, um nach solchen sinnvollen Ausnahmen nicht wieder in ein reaktives, sich selbst verleugnendes Arbeitsschema zu verfallen.
Oft hilft es, sich kurz selbst zu sagen: „Ich mache jetzt eine Ausnahme“. Das Markieren hilft dabei, den Sondercharakter zu betonen und sich selbst darauf zu verpflichten, wieder in ein ausgewogenes Muster aus Arbeit und Pausenregeneration zurückzukehren.
Die Arbeitspause als Chance sehen
Wann ist der beste Zeitpunkt, um mit richtigen Pausen am Arbeitsplatz zu beginnen? Jetzt.
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